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Kleines ABC der Erntehilfen – Sauerkirschen ernten und entkernen
Deine größte Hilfe beim Ernten ist hoffentlich dein gesunder Menschenverstand.
Gern erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an die freundliche Lokaljournalistin, die uns bei einer unserer ersten Erntetouren fragte, wie denn die optimale Ernteausrüstung auszusehen habe. Damals weitgehend überfordert von der Tiefgründigkeit dieser Frage, können wir heute voller Überzeugung raten: Eine fünfsprossige Klappleiter reicht zur Erdbeerernte völlig aus.
Unsere weitreichenden und tiefgründigen Erfahrungen beim Ernten gründen sich übrigens auf den Betrieb unserer Leipziger Obsternte-Karte, auf der wir Orte sammeln, an denen interessierte Mitmenschen mit ausdrücklicher Zustimmung des Besitzers Obst ernten dürfen. Und in diesem Zusammenhang laden wir von Mai bis Dezember zu geführten Obsterntetouren samt anschließender Verarbeitung ein.
In Tines Garten steht ein wunderschöner, erwachsener Sauerkirschbaum mit sehr leckeren Früchten. Dieser Baum wurde – leider oder zum Glück – über Jahre nicht geschnitten. Jedenfalls ist dieser wunderschöne Baum ziemlich hoch und damit im Jahre 2016 sicher kein Trendsetter für Nutzerfreundlichkeit bei der Ernte.
Also rücken wir diesem wunderschönen Baum mit dem großen Besteck zu Leibe. Wir brauchen
Leiter,
Spanngurt,
Baumschutz,
Haken und Eimer,
Sieb,
Wasserquelle,
Kirschensteiner, Büroklammer, Sicherheits- oder Haarnadel und
Schüsselchen.
Deine Überraschung beim ersten Schritt hält sich wahrscheinlich in Grenzen: Wir stellen die Leiter an den Baum. Oben angekommen, sichern wir die Leiter zuerst mit einem Spanngurt am Stamm, damit sie nicht umkippen kann.
Eine zweite anwesende vertrauenswürdige Person steigert grundsätzlich das Sicherheitsgefühl.
Die Reifezeit von Sauerkirschen liegt Ende Juni bis Anfang August, also mitten im Hochsommer. Bitte die Temperaturen und die körperliche Anstrengung oben im Baum nicht unterschätzen. Das spricht dafür, früh am Morgen zu ernten. Und für die zweite anwesende vertrauenswürdige Person.
Den Stamm des Baums schützen wir improvisatorisch und in Ermangelung eines professionellen Baumschutzes> mit einem Geschirrtuch, das wir um die anliegende Sprosse wickeln. Außerdem freut sich der Baum, wenn die Leiter nicht an seiner Rinde reibt. Solche aufgeriebenen Stellen sind Zeugnis unserer Lernprozesse. Natürlich versuchen wir, solche Verletzung an unserem Freund – dem Baum – zu vermeiden.
Auf einen Helm, Schuhe mit Stahlkappen, Samthandschuhe und Kettensäge verzichten wir zum Ernten. Hätten wir ein Klettergeschirr griffbereit, würden wir es nutzen. Für deine persönliche Sicherheit bist du und nur du natürlich selbst verantwortlich – Hals- und Beinbruch! Es kann losgehen.
Den Haken und den Eimer nicht vergessen und dann hochklettern. Mit dem Haken hängen wir den Eimer an geeigneter Stelle an die Leiter oder in den Baum. Der Vorteil ist offenkundig, wir müssen den Eimer nicht festhalten, sondern haben eine Hand mehr frei.
Was ist eine geeignete Stelle? Als besonders geeignet haben sich solche Stellen erwiesen, an denen du gut an die Kirschen herankommst. Wie gesagt, wir empfehlen grundsätzlich die Nutzung deines gesunden Menschenverstands.
Also pflücken, pflücken, pflücken. Wir nehmen meistens etwa 6 Kirschen auf einmal vom Baum und füllen sie in den Eimer. Sie sollten so in deine Hand passen, dass du sie nicht zerdrückst und zermatschst.
Wir pflücken die Kirschen ohne Stiel, wenn wir sie direkt anschließend essen, weiter verarbeiten oder einfrieren. Wenn du sie zwei bis drei Tage vorm Frischverzehr lagern willst, solltest du sie mit Stiel pflücken. Das gilt tendenziell eher für Süßkirschen, die sowieso eher zum Naschen geeignet sind.
Wenn du mit Stiel pflückst, dann achte darauf, möglichst wenige Wunden am Stielansatz zu reißen.
Wir holen alles runter, wo wir herankommen. Die Ernte in Tines großem Sauerkirschbaum ist aufwändig. Wenn wir schon die Leiter im Baum haben, pflücken wir alles ab, was wir erreichen können. Und wir können längst nicht alle Kirschen erreichen. Der Baum freut sich aber über jede Frucht, die er nicht mehr versorgen muss. Wir tun ihm durchs Ernten einen Gefallen.
Also nehmen wir auch alle schlechten, verfaulten und gammeligen Früchte ab. Sie sind Keimzellen für zukünftige Krankheiten und der professionelle Gärtner sammelt diese Früchte einzeln, verschweißt sie anschließend in einen luftdichten Beutel, friert sie tief bei -23,5°C und verbrennt sie anschließend in Le Hague. Wir lassen sie einfach herunterfallen.
Obstbauern, Chefköche und Verkäufer selbst gemachter Konfitüren raten an dieser Stelle, natürlich nur die vollreifen Früchte zur Verarbeitung auszuwählen. Wir raten ebenso dazu, pflücken aber selbst auch jene Kirschen, die noch nicht zu 100 Prozent ausgereift sind.
Bei den meisten Öbsten ist der Eigengeschmack auch schon einige Zeit vor der Vollreife da. Was dann noch kommt, ist die Süße. So lange wir daraus hinterher Konfitüre oder Likör machen, ist das gar kein Problem. Denn die schmecken wir eh im Einzelfall ab und dann nehmen wir eben ein bisschen mehr Zucker. Anders sieht’s natürlich bei Obst zum Direktverzehr aus. Da sollten die Früchte natürlich vollreif sein.
So weit, so simpel. Wenn dir unsere schlampige Art, Kirschen zu ernten, nicht ausreichend elaboriert ist, empfehlen wir dir wärmstens diese professionelle Anleitung des Kompetenzzentrums Gartenbau des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum Rheinpfalz. Hier wirst du sicher fündiger.
Nach dem Pflücken reinigen wir die Kirschen. Dazu kommen sie in ein Sieb und wir spritzen sie mit dem Gartenschlauch einfach ab. Die lieben Früchte hängen hoch oben in einem Baum, zwar innerstädtisch, aber fernab von Straßen oder sonstigen Dreckschleudern. Sie sind also nicht wirklich schmutzig. Abspülen reicht, zumal wenn die Kirschen bei der Verarbeitung erhitzt werden. Durch gründliche Waschung würden wir andererseits zu viel aromatischen Fruchtsaft ausspülen.
Wichtiger ist es, beim Waschen und den folgenden Arbeitsschritten verfaulte, pilzige und gammelnde Kirschen auszusortieren.
Nach der groben Reinigung geht’s ans Entkernen der Steinfrüchte oder ans Entsteinen der Kirschkerne. Dazu benutzen wir vorzugsweise einen Kirschentsteiner, englisch: Cherry Stoner.
Die Kirschen sammeln wir in Schüsseln: die guten hier, die schlechten da.
Da kommen die Kirschen einfach hinein und die Kerne werden mit einem Metallnüpfel durch ein Loch gedrückt und bleiben dabei an einem Gumminöpfel hängen. Das funktioniert tatsächlich ganz gut.
Wie auch immer: Plane etwas Zeit fürs Entsteinkernen deiner Kirschen ein.
Aus blanker Neugier und zum Spaß haben wir vergleichsweise noch die traditionelle Methode mit Sicherheitsnadel und gebogener Büroklammer ausprobiert. Haar- oder Rouladennadeln gehen auch. Dabei wird der Steinkern mit der jeweiligen Ausbuchtung aus der Frucht gehebelt.
Allemal eine unterhaltsame Alternative… Mit Freunden… Ab 1,2 Promille … Und mit viel Zeit. Oder für Freunde von halb- und vollwilden Vogelkirschen. Die sind häufig so klein, dass ihnen mit einem Entkerner nicht beizukommen ist.
Die gesammelten Kirschkerne kannst du gern für Kissen, sportliche Wettkämpfe oder empirische Versuche zur Umwandlung von Amygdalin in Blausäure benutzen. Bei uns fliegen sie einfach auf den Kompost. Die Kirschen selbst sind jetzt bereit, zu Kuchen, Torte, Likör oder Konfitüre weiter verarbeitet zu werden.
Wir wünschen dir viel Spaß beim Ernten. Wenn etwas nicht funktioniert, freuen wir uns über deine Beschwerden. Das Gleiche gilt für deine Erfahrungsberichte und besseren Ideen.
Aus der Gartenküche – Sauerkirschen zu Konfitüre, Eis und Sirup verarbeiten, Sauerkirschlikör und Schnapspralinen aus eingelegten Sauerkirschen.
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Mich interessieren die Erntezeiten zum selber pflücken
Hallo Frank,
ich rechne bei Sauerkirschen mit Erntezeiten ab Ende Juni bis Ende Juli.
Liebe Grüße
Sebastian