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Obstgehölze selbst vermehren – Neue Zierquitten durch Stecklinge

Zierquitten vermehren – Frischer BlattaustriebSeit 2015 verschenke ich im Rahmen der Leipziger Obsternte-Karte pflegeleichte Obstgehölze unter der Maßgabe, sie so zu pflanzen, dass auch andere Menschen daran ernten und sie auf unserer Karte eingetragen werden können. Diese Pflanzen fallen natürlich nicht vom Himmel, sondern ich mache die selbst.

Und zwar durch Stecklingsvermehrung. Wie? Das verrate ich dir gern am Beispiel der Zierquitten.

Zum Vermehren der Zierquitten gebrauche ich

anfallenden Verschnitt von der Obstgehölzpflege,
Perlite sowie

Gartenschere, Schere, durchsichtige Plastikkisten mit Deckel, Bleistift, Schildchen und Geduld.

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Zierquitten vermehren – FrühjahrspflegeStecklingsvermehrung betreibe ich das ganze Jahr über, bevorzugt aber während der Vegetationsperiode. In der Zeit von März bis ungefähr September fällt im Obstgärtchen mal mehr, mal weniger Verschnitt beim Pflegen der Obstgehölze an. Das ist kein Abfall, sondern der Stoff, aus dem neue, geklonte Pflanzen entstehen.

Im Frühjahr oder Sommer gesteckt, rechne ich mit einer Bewurzelungszeit von ungefähr 2 Monaten bei Zierquitten. Wenn ich im Herbst noch Stecklinge in meine Vermehrungskisten verfrachte, lasse ich sie auch über den Winter stehen.

Zierquitten vermehren – AbschnitteDen Verschnitt zerlege ich in ungefähr 15 bis 20 cm lange Häppchen. Sie sollen schließlich in besagte Kisten hineinpassen.

Wichtig ist, dass diese Abschnitte über einige Triebansätze verfügen, aus denen sie neue Blätter oder Wurzeln bilden können.

Zierquitten vermehren – EntblätternDiese Abschnitte entblättre, entblüte und entfrüchte ich, um den Energiebedarf dieser Jüngstpflanzen herunterzufahren.

Die haben schließlich übergangsweise keine Wurzeln, um sich selbst zu versorgen. Blüten- und Fruchtbildung würde die armen Dinger völlig überfordern.

Also kommt alles ab und nur ein oder zwei kleine Blätter am oberen Ende bleiben stehen. Ein bisschen Fotosynthese muss sein. Beim Entblättern darauf achten, erstens zum Zwecke der Hygiene die Schnittflächen nicht zu betatschen und zweitens die Triebansätze nicht abzusäbeln. Daraus sollen ja später neue Blätter wachsen.

Zierquitten vermehren – Perlite in die Kiste schüttenMeine Vermehrungskisten – häufig zweckentfremdet als schwedische Aufbewahrungsboxen – fassen etwa 22 l insgesamt. Befüllt werden sie mit ungefähr 10 l Perliten, 2 l sauberem Leitungswasser und anschließend zugedeckelt. Im Halbschatten abgestellt, werden daraus gleichmäßig kuschlige Bedingungen für jüngste, wurzelarme Obstgehölze.

Dank des Treibhauses ist es warm. Dank der Perlite bleibt es feucht, aber nicht nass, denn dieses Gesteinspopcorn speichert sehr viel Wasser. Außerdem sind sie frisch aus der Tüte sehr sauber, so dass es Schimmel und Fäulnis im Treibhaus schwerer haben. Und zu guter Letzt sind die Perlite nährstofffrei. Und das regt Pflanzen auf der Suche nach Futter zur Wurzelbildung an.

Zierquitten vermehren – Wartende StecklingeDie Stecklinge nehme ich so, wie sie eben anfallen. Mal ältere, mal jüngere Triebe, mal verholzt, mal dick, mal dünn. In dieser Mischung habe ich im Schnitt ausreichend Bewurzelungserfolge. Zum Glück bin ich ja keine Gärtnerei, so dass unbewurzelte Stecklinge nicht den Weltuntergang bedeuten.

Zierquitten vermehren – SteckenJedenfalls kommen die Stecklinge nun einfach in die Perlitmasse. Sie zu beschriften, ist eine empirisch verankerte Empfehlung. Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, was man so vermehrt hat. Versprochen!

Zierquitten vermehren – Gartencontrolling am BlattaustriebDiese Kisten parken nun an einem halbschattigen Ort. Zwischendrin immer mal wieder lüften und vergammelnde und abgestorbene Pflanzenteile entfernen. Und nach neuem Blattaustrieb Ausschau halten. Wenn die Pflänzchen nämlich neue Blätter bilden, halten sie sich für kräftig genug und überlebensfähig.

Zierquitten vermehren – Neue WurzelnDer clevere Gärtner wählt durchsichtige Kisten! Da kann ich nämlich die Wurzelbildung von unten begutachten. Hier auf dem Foto rechts sind deutlich frische Wurzeln zu erkennen. Das Auspflanzen steht also bevor.

Zierquitten vermehren – Material zum EintopfenDafür nehme ich

abgehalfterte, mit benutzten Perliten gestreckte Gartenerde,
Beerendünger,
Hornspäne sowie

Löffel, Pflanzkelle, Pflanztöpfchen, Schildchen.

Zierquitten vermehren – Stecklinge herausoperierenDa diese Jungpflanzen zum Verschenken vorgesehen sind, landen sie in ausreichend großen Töpfen. Die Pflanzerde ist wahrlich nichts Besonderes. Dafür mische ich normalerweise irgendwelche Erdreste mit Perlitresten, so dass das Substrat locker und wasserspeichernd ist.

Nährstoffreiche Erde oder frischer Kompost werden dafür nicht gebraucht.

Zierquitten vermehren – Bewurzelter StecklingDie Jungpflanzen hebele ich mit einem stinknormalen Löffel und der mir eigenen Sanftheit heraus. Die kleinen, zarten Wurzeln wollen möglichst wenig verletzt werden beim Entnehmen aus der Kiste und beim Einpflanzen in Töpfe oder – wenn schon bekannt – an ihren vorgesehenen Standort.

Zierquitten vermehren – BeerendüngerUm die Wurzelbildung anzuregen, ist grundsätzlich wieder nährstoffarme Erde angesagt. Der verwendete Beerendünger ist ein Kompromiss, denn er enthält neben Nährstoffen Pilzsporen, die mit den Pflanzenwurzeln eine Symbiose eingehen. Und da die Wurzeln gerade offen liegen, ist jetzt der passende Zeitpunkt für diese Impfung. Ein halber Esslöffel reicht. Solche mykorrhizafähigen Pilze kannst du natürlich auch pur beschaffen.

Zierquitten vermehren – HornspäneIn die oberste Erdschicht kommen noch ein paar grobe Hornspäne, etwa ein Esslöffel. Die zersetzen sich langsam und versorgen die Jungpflanze so langfristig mit Stickstoff. Der ist in erster Linie wichtig fürs grüne, vegetative Wachstum – also nicht zur Blüten- und Fruchtbildung.

Und mindestens im ersten Jahr sollen diese Pflanzen erst einmal größer werden, bevor sie anfangen zu blühen und zu fruchten. Sollten sich im ersten Jahr Blüten bilden, dürfen die gern entfernt werden.

Zierquitten vermehren – Neue ZierquittenDas war der eigentliche Vermehrungsakt. Die frisch bewurzelten, eingepflanzten Zierquitten kommen nun auf einen Schattenparkplatz. Auch hier würde ich niiiieeeemals die Beschriftung vergessen!

Die empfindlichen, jungen Lebewesen freuen sich über erhöhte Aufmerksamkeit und Stressvermeidung.

Vor allem wollen sie gleichmäßig feucht wohnen. Übermäßige Sonneneinstrahlung oder Hitze fetzen ihnen auch nicht so. Vorm Einpflanzen einen Blick auf den Wetterbericht zu werfen, schadet also nicht.

So warten die jungen Zierquitten darauf, verschenkt zu werden. Dir wünsche ich viel Spaß und Erfolg bei deiner Stecklingsvermehrung. Über deine Korrekturen, Anregungen und besseren Ideen würde ich mich freuen.

Mehr zu Zierquitten

Zierquitten ernten, verduften und gelieren, neue Zierquitten durch Stecklinge und Zierquitten im öffentlichen Raum auffinden und bestimmen.

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4 Kommentare zu Obstgehölze selbst vermehren – Neue Zierquitten durch Stecklinge

  • Gerhard sagt:

    Hab eben die Gebrauchsanleitung zurchgeackert:
    Vermehrung der Zierquitte mut Stecklingen.
    Sehr gute Dokumentation in Wort und Bild. Kurzweilig und unkonventionell geschrieben. Ganz neu für mich ist Perlit – interessant.
    Vielen Dank für deine Ausfürungen!
    G.H.

  • Sebastian sagt:

    Hallo Gerhard,
    vielen Dank für deine Rückmeldung. Ich wünsche dir gutes Gelingen.
    Liebe Grüße
    Sebastian

  • Sabrina sagt:

    Hallo,
    ich versuche mich auch gerade an der Vermehrung von Obstbäumen durch Stecklinge – zur Zeit Feige, Holunder, Quitte, Kirsche.
    Mit welchen Sorten hast du denn schon in gute Erfahrungen gemacht?
    Viele Grüße

  • Sebastian sagt:

    Hallo Sabrina,
    danke für deine Rückmeldung und die Nachfrage. Die größte Erfolgswahrscheinlichkeit habe ich bei Johannis- und Stachelbeeren, gefolgt von allerlei Wildobst wie den Zierquitten. Zur Feige kann ich dir gar nichts sagen, gegen Holunder spricht aus meiner Sicht nichts, das sollte funktionieren. Bei Quitte und Kirsche halte ich (wie bei Apfel, Birne, Pflaume) das Aufwand-Nutzen-Verhältnis für zu mies, also bei Stecklingsvermehrung. Bei solchen Kulturpflanzen macht es wohl in den weitaus meisten Fällen Sinn, eine gewünschte Sorte für die Früchte auf eine gewünschte Sorte fürs Wachstum zu veredeln. Selbst wenn du die Quitte oder die Kirsche erfolgreich über Stecklinge vermehrst, würde das Wachstumsverhalten deiner neuen Pflanze ein Lotteriespiel sein. Ich würde darauf tippen, dass sie dir über den Kopf wächst. Wenn dir das Experiment 6 bis 10 Jahre deiner Lebenszeit wert ist, kannst du das natürlich gern machen.
    Liebe Grüße
    Sebastian

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