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Obstgehölze hegen und pflegen – Frühjahrspflege für Heidelbeerbüsche
Kennst du ein Obst, kennst du alle. Ob Johannisbeere, Kornelkirsche, Holunder oder Heidelbeere – Im Grunde ticken alle Obstgehölze gleich. Glücklicherweise handelt es sich bei den einzelnen Pflanzen aber um Individuen. Genauso wie bei ihren Besitzern. Wenn wir uns also um unsere Pflanzen kümmern, dann immer im Einzelfall: Je nach den Wünschen des Nutzers, dem Standort, der jeweiligen Geschichte des früchtetragenden Lebewesens.
Wir nehmen dich gern mit zu den bewurzelten Individuen in unserem Obstgärtchen, in dem wir für unsere Leipziger Obsternte-Karte eigene Obstgehölze vermehren. Dort zeigen und erklären wir dir, was wir wozu, wie und wann mit ihnen anstellen. Manchmal gerät das etwas ausschweifend, manchmal etwas zu oberflächlich, aber dafür immer authentisch und diskutabel.
Für die Frühjahrspflege unserer Kulturheidelbeeren brauchen wir
Rhododendrondünger und
frische Moorbeeterde sowie
Gartenschere und Handschuhe.
Unsere zwei Kulturheidelbeeren heißen Duke und Bluecrop. Im Gegensatz zu ihren wilden Verwandten sind sie vor allem rückenfreundlicher, denn sie wachsen als kleine, aber nicht als bodendeckende Sträucher. Daneben sind Ertrag und Fruchtqualität natürlich züchterisch gesteigert worden. Duke ist eine aufrecht wachsende, frühreife, Bluecrop eine wuchsfreudige und etwas später reife Standardsorte.
In Schrift und Fotos kannst du unsere Frühjahrspflege 2016 nachvollziehen. Im Video kannst du die Nachwirkungen und Fortsetzung 2017 sehen.
Entscheidend bei der Auswahl der einzelnen Sorten in unserem Obstgärtchen war unser Ziel, diese Sträucher selbst zu vermehren und anschließend im Rahmen unserer Leipziger Obsternte-Karte zu verschenken. Diese Pflanzen sollten also robust, wenig krankheitsanfällig und pflegeleicht sein. Außerdem sollten sie möglichst groß werden, um ihre Überlebenswahrscheinlichkeit im öffentlichen Raum zu steigern. Und letztens sollten Art und Sorte in Leipzig nicht zu häufig sein.
Für uns nur untergeordnete Rollen spielten beispielsweise Ertrag und Fruchtqualität. Für andere Gärtner dürften ganz andere, individuelle Maßstäbe gelten: Vielleicht werden besonders platzsparende Pflanzen gesucht. Oder eine bestimmte alte Apfelsorte. Oder Pflanzen für eine Vogelschutzhecke, an der auch Menschen naschen dürfen. Oder nur rote Früchte?
Unsere beiden Kulturheidelbeeren wachsen als ganz normale Büsche, so wie eine übliche Johannis- oder Stachelbeere das natürlicherweise auch tut. Ganz unten aus dem Boden kommen mehrere Triebe. Die wachsen mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinander, also anders als ein Baum mit einem zentralen Stamm.
Das hier ist der Fuß von Bluecrop mit 5 älteren Trieben und rechts unten zwischen den Fingern einem jungen Trieb. Um den geht’s, der ist ab jetzt wichtig. Diesen einzelnen jungen Trieb wollen wir erhalten und fördern. Er soll später gute Früchte tragen.
Die anderen 5 Triebe sind im Grunde so, wie sie sein sollen: Relativ jung, oben blühend und allenfalls etwas zu dicht in der Mitte. Also setzen wir die scharfe und frisch geputzte Gartenschere am Trieb in der Mitte an. Wir schneiden ihn ganz unten direkt auf Bodenhöhe komplett ab.
Was bringt das jetzt? Bluecrop geht es in unserem Obstgärtchen natürlich fantastisch, also wird sie wachsen, sich mit neuen Blättern schmücken und insgesamt dichter werden. Indem wir ausgerechnet den mittleren Trieb entfernen, bleibt Bluecrop locker und luftig.
Außerdem, und das ist der eigentliche Grund fürs Schneiden von Obstgehölzen, regen wir damit den Austrieb an anderer, gewünschter Stelle an. Was Bluecrop sozusagen als Energie für den mittleren Trieb für die Vegetationsperiode eingepreist hatte, verteilt die Pflanze nun auf die Fruchtbildung und die anderen Triebe – darunter auf den einzelnen Jungtrieb, also die Zukunft der Pflanze.
Das war schon der ganze Beschnitt. Mehr ist gar nicht nötig. Vor allem braucht es bei solch einem Busch kein Geschnippel oben rum. Das ist sozusagen das Prinzip Busch: Die ältesten Triebe immer an der Basis, also direkt in Bodennähe abschneiden, bis nur noch maximal 12 Triebe übrig bleiben. Bluecrop kommt jetzt auf 5 Triebe: 4 ältere, 1 jungen.
Anschließend bekommt Bluecrop eine sparsame Frühjahrsdüngung, niedrig dosiert nach Packungsbeilage des Herstellers. Für Heidelbeeren verwenden wir speziellen Dünger für Moorbeete, in diesem Falle den Rhododendrondünger ZuschadezumWegwerfen aus elterlichen Beständen des ausgehenden letzten Jahrtausends. Der Boden macht sowieso den eigentlichen Unterschied zwischen Heidelbeeren und anderem Obst.
Heidelbeeren gedeihen am besten im sauren Boden. Der Fachhandel hält dafür spezielle Moorbeeterde bereit. Die ließe sich mit Aufwand auch selbst herstellen, wir beschränken uns auf das Mulchen mit aussortierten Weihnachtsbäumen und Eichenlaub in überschaubaren Maßen.
Außerdem nutzen wir ein bei Gartenübernahme vorgefundenes, eingefasstes Becken – vermutlich der verschüttete Zugang zu einer geheimen Krypta – als abgegrenztes Moorbeet, um den Boden möglichst dauerhaft sauer zu halten.
Wir füllen Bluecrops Fuß großzügig mit solcher Moorbeeterde auf. Die Triebansätze, Laub und Nadeln dürfen darunter gern verschwinden. Den jungen Trieb vorn rechts halten wir frei, damit er Licht bekommt.
Das andere, dunklere Grünzeug in der Mitte ist übrigens Cranberry, die als Unterbewuchs in unserem Moorbeet lebt.
Dabei belassen wir’s und wenden uns der Schwester-Heidelbeere zu.
Etwas weniger übersichtlich steht Duke daneben. Werfen wir auch hier einen Blick auf den Fuß der Pflanze und suchen nach den Trieben, die wir haben wollen, und denen, die wir nicht mehr haben wollen.
Im Gegensatz zu Bluecrop hat Duke nämlich reichlich junge Nachwuchstriebe zu bieten. Und die interessieren uns ja am meisten. Hier ist die Auswahl größer, und das ist gut so.
Ein Opfer zum Abschneiden ist schnell gefunden. Der gezeigte Trieb ist an seiner Verholzung und der rissigen Rinde deutlich als der älteste zu erkennen.
Rechts daneben können wir schon das Objekt des Beschnitts für den nächsten Pflegedurchgang erkennen und vormerken. 2017 ist dieser Trieb auch tatsächlich gefallen.
Zuerst also schneiden wir den ältesten Trieb direkt in Bodennähe ab. Von den zahlreichen jungen Triebe behalten wir nur drei. Die lassen wir einfach erst einmal wachsen und begutachten sie am Ende der Vegetationsperiode.
Die übrigen schneiden wir ab, und zwar zuerst die abgestorbenen, dann die mickrigsten und zum Schluss diejenigen, die an mittiger Stelle den Busch von innen zu verdichten drohen.
Von diesen 3 Trieben ist bis zum Frühjahr 2017 tatsächlich nur einer halbwegs gut gewachsen. Zu begutachten, wie gesagt, im obigen Filmbeitrag.
Anschließend erhält auch Duke eine Fütterung mit Rhododendrondünger und wird großzügig mit Moorbeeterde aus der Tüte aufgeschüttet.
Schreiten wir zur Endabnahme der Heidelbeere Duke: Jetzt im übersichtlichen Zustand können wir 7 sichtbare Triebe abzählen: 1 älterer umrahmt von 5 jüngeren, aber bereits blühenden und ein kleiner Jungtrieb. Die beiden anderen Jungtriebe sind auf dem Foto nicht zu erkennen.
Dazu schlummern unter der Erde noch reichlich Ansätze, die im Laufe der Zeit für ausreichend Nachwuchs aus der Basis sorgen werden, so dass in der Zukunft genug Nachschub an frischen Trieben bestehen sollte.
Meine beiden Heidelbeeren Duke und Blue Crop – eigentlich zuverlässige Ertragssorten – wohnen zusammen mit Cranberries und Preiselbeeren in einem eingefassten Moorbeet in meinem Obstgarten. Wie es diesen Lebewesen so ergeht, was ich mit ihnen lerne und wie ich sie pflege, kannst du gern hier nachvollziehen: Frühjahrspflege für Heidelbeerbüsche, Buschpflege bei Heidelbeeren im Sommer nachholen und Vertrocknete Heidelbeeren retten und verarbeiten.
Im Endeffekt reichten uns bei den Heidelbeeren wenige Schnitte und eine Gabe frischer, nährstoffreicher Erde. Gleichzeitig können wir uns den Spaß am Denken in Zusammenhängen gönnen, denn Natur ist immer komplex. Das können wir, müssen wir aber nicht. Im Grunde ist die Obstpflege so einfach wie kompliziert.
Auch andere Väter haben erhellende Anleitungen. Hier erklärt Markus Kobelt von Lubera am Beispiel einer Heidelbeerhecke das Verjüngen und die Bodenpflege bei Heidelbeeren.
Wir wünschen dir viel Freude und Erfolg bei der Pflege deiner Heidelbeeren. Deine Korrekturen, Erfahrungsberichte und besseren Ideen sind uns sehr willkommen.
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