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Obstgehölze hegen und pflegen – Weiße Johannisbeere als Spindel im 4. Jahr
Aber zumindest bei Stachel- und Johannisbeeren würde ich – falls mich mal jemand fragte – die Spindelerziehung empfehlen, denn meine zentrale Erkenntnis in den letzten Jahren ist: Das funktioniert tatsächlich gut. Die Bereitschaft, ein bisschen Motivation und Gehirnschmalz beim Hegen und Pflegen von Obstgehölzen einzubringen, vorausgesetzt.
So sieht die weiße Johannisbeere im Frühjahr 2019 aus. Aufgeräumt und klar strukturiert. In der Mitte der zentrale Stamm, oben mit frei gestellter Spitze, rundherum die Fruchttriebe, die fast alle im Vorjahr frisch gewachsen sind.
Ein älterer Trieb steht noch dazwischen, solche Triebe sind erkennbar am dunkleren Holz. Wenn die stabil im 45°-Winkel stehen, belasse ich sie in Ausnahmefällen beim Sommerschnitt.
Werfen wir eine kurzen Blick auf die Spitze, die hat hier einen Knick. Blanchette hat die Angewohnheit, am Ende frisch gewachsener Triebe gern mal abzuknicken. Physikalisch grundgebildete Mitmenschen können schon erahnen, was hier passieren wird. Ich werde auf diesen Knick im Sommer zurückkommen müssen.
Weiße Johannisbeere zur Spindel umwandeln, Weiße Johannisbeere als Spindel im 2. Jahr, im 3. Jahr und im 4. Jahr, Spindelerziehung und Sommerpflege an einer schwarzen und einer weißen Johannisbeere, weiße Johannisbeeren durch Stecklinge vermehren, weiße Johannisbeeren ernten und verarbeiten und zuckerfreie und ungekochte Konfitüre aus weißen Johannisbeeren.
Jetzt ist Ende März 2019 und am Knick treibt die weiße Johannisbeere frisch aus. So einen frischen Trieb finde ich immer ganz beruhigend, denn der ließe sich im Notfall als neue Spitze verwenden. Er ist sozusagen ein erzieherisches Backup für Reparaturen.
Solche Fotos hier nutze ich auch gern als Gedächtnisstütze bei der Obstgehölzpflege, die Nutzung von digitaler Video- und Fotografie ist weder verboten, noch ist sie Hexenwerk.
Zu tun gibt es wie immer an der Pflanzenbasis. Ich entferne den nachwachsenden Basisaustrieb möglichst durch Ausreißen und die unerwünschte Begleitflora – die verwilderten Erdbeeren dürfen als Unterbepflanzung bleiben. Durchs Ausreißen des Basisaustriebs entferne ich weitere Triebansätze und ich will, dass der Stamm unten herum bis zu einer Höhe von etwa 50 cm frei bleibt. Man könnte auch sagen: Ich bastle mir ein unveredeltes Stämmchen.
Dieser freie Fuß ist ein wesentlicher Vorteil der Spindel- im Vergleich zur Buscherziehung, denn die Pflanze kann so nach Regen schneller abtrocknen, die Pilzgefahr sinkt, die Pflanze ist insgesamt gesünder. Als Gärtner erreiche ich die Pflanzenbasis leichter.
Aber Achtung: Auch solche unterirdisch geschützten Triebansätze sind ein Backup für die Pflanze. Bei Bedarf lässt sie sich komplett aus dem Basisaustrieb renovieren. Bis dahin ist es vor allem immer wiederkehrende Mehrarbeit.
Zum Abschluss der Frühjahrspflege gibt es noch Futter: Einen Esslöffel Beerendünger, frischen Kompost und einen Esslöffel Hornspäne. Beide Dünger dosiere ich tendenziell unter.
Dann wird es Sommer, etwa Anfang Juli ist Erntezeit für die weißen Johannisbeeren. Und ich kombiniere grundsätzlich die sommerliche Pflege und Ernte an meinen Stachel- und Johannisbeeren, weil ich jetzt am besten beurteilen kann, wie es dem einzelnen Lebewesen geht. Beispielsweise durch Naschen.
Bevor ich aber zum Schneiden und Ernten komme, muss ich nachbessern und mich für Vernachlässigung entschuldigen. Unter vegetativen und generativen Wachstum ist die Spitze abgeknickt. Früheres, zuverlässiges Anbinden wäre ein guter Hinweis auf meine gärtnerischen Qualitäten gewesen. So heißt es Nachsitzen und ein bisschen schäme ich mich dafür auch.
Diesmal gebe ich mir bei der Bindung also mehr Mühe und nehme mir die Zeit, die Stütze komplett zu erneuern. Die gute Nachricht dabei: So Johannisbeeren sind zähe und leidensfähige Zeitgenossen. Die Spitze hat diese Operation gut überstanden. Für mich als Hobbygärtner lerne ich daraus auch, dass Johannisbeeren Fehler verzeihen.
Dann geht’s an die eigentlich Verjüngung meiner Spindel: Was im Frühjahr noch stabil im 45°-Winkel stand, neigt sich nun unter Fruchtlast gen Boden. Solche älteren Fruchttriebe kommen jetzt ab. Prinzipiell kürze ich sie direkt auf den Stamm.
Verjüngung bedeutet immer Verzicht auf zukünftigen Ertrag, weil Verjüngung bedeutet Entfernen älterer Fruchttriebe, um die Pflanze erst zu neuem vegetativen Wachstum und später zum Bilden frischer Fruchttriebe anzuregen. An diesen frischen Fruchttrieben hängen dann die besseren Früchte. Ich tausche also durch Verjüngung Ertrag gegen Pflanzengesundheit und Fruchtqualität.
Dass ich dabei die Beeren mit abschneide, ist Absicht. Die kann ich gemütlich mit den ganzen Trauben im Stehen abrupfen. Je nach Vorhaben verlese ich die Früchte mehr oder weniger sorgfältig. 2019 sorgfältiger, weil aus den weißen Johannisbeeren Konfitüre wurde, also mit ganzen Früchten.
Dieser Erntekomfort ist ein wesentlicher Vorteil der Spindel- im Vergleich zur Buscherziehung.
So gehe ich dann durch die Spindel durch und entferne die dunkleren Triebe, an denen Früchte hängen. Und ich belasse sie helleren Triebe, an denen heute keine, dafür aber in der folgenden Vegetationsperiode Früchte hängen werden. Grundsätzlich verfahre ich so und entscheide dann im jeweiligen Einzelfall.
Beispielsweise stehen recht weit unten einige frische, fruchtlose Triebe sehr dicht beieinander. Von denen entferne ich zwecks Beleuchtung zwei von fünf. Dieser lichte Aufbau ist ein wesentlicher Vorteil der Spindel- im Vergleich zur Buscherziehung.
Früchte, die nach dem Schnitt noch an der Pflanze hängen, ernte ich ab.
Und dann sind da noch zwei Triebe aus der Basis, die ich bisher nicht entfernt hatte. Die sind auch schon ein bisschen verholzt. Die könnte ich jetzt kappen, aber ich habe stattdessen mein chirurgisches Feinbesteck geholt und operiere die beiden heraus, jeweils möglichst mit ein paar Wurzeln.
Und dann pflanze ich die beiden einfach ein, gieße sie ordentlich an und bin ohne Umweg Besitzer zweier neuer weißer Johannisbeeren.
So sieht meine weiße Johannisbeere also im Sommer 2019 nach Ernte und Schnitt aus.
Denn ich weiß ja nach 5 Jahren, wie diese weiße Johannisbeere tickt. Wenn sie 2020 so wächst wie gewohnt, besteht einige Gefahr, dass diese beiden älteren Triebe im Laufe des Junis unter Früchten abknicken.
Dir wünsche ich viel Spaß und Erfolg beim Pflegen deiner Obstgehölze und ich hoffe, dass du aus dem detaillierten und empirischen Projektbericht die eine andere Idee für dich herausfischen kannst. Über deine Anregungen, Erfahrungen und Korrekturen würde ich mich freuen.
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