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Obstgehölze selbst vermehren – Neue Goldjohannisbeeren durch Stecklinge
Auch für den privaten Garten sind sie durchaus geeignet: Als Kompromiss zwischen Zier- und Nutzpflanze. Denn die Blüte der Goldjohannisbeeren ist ein Blickfang. Da wir im Rahmen unserer Leipziger Obsternte-Karte Obststräucher verschenken, um mehr Obststandorte in Leipzig zu schaffen, haben wir beim Händler unseres Vertrauens zwei Goldjohannisbeersorten namens Black Saphir und Orangesse besorgt. Diese vermehren wir natürlich selbst, und zwar wie folgt.
Zum Vermehren unserer Goldjohannisbeeren nehmen wir
Perlite,
frische Zweige und Ästchen sowie
durchsichtige Kiste mit Deckel, Gartenschere, Schere, Plastikschildchen, Bleistift und Geduld.
Wir vermehren unsere Obstgehölze eigentlich immer dann, wenn gerade Verschnitt bei den interessierenden Pflanzen anfällt. Das ist bei uns üblicherweise von Frühjahr bis Spätsommer der Fall – je nach Pflege und Beschnitt. Die anfallenden Zweige und Äste sind also kein Abfall, sondern Rohstoff, um mehr Obststandorte in Leipzig zu schaffen.
In unserem Fall haben wir die Goldjohannisbeere Black Saphir im März verschnitten und Stecklinge ihrer Schwester Orangesse aus ihrer Vermehrungskiste geholt, in die sie im vorangegangenen Spätsommer gewandert waren.
Für die Vermehrung verwandeln wir die abgeschnittenen Triebe nun in Stecklinge. Wir nehmen dafür eine Mischung aus älteren und jüngeren Trieben. Die schneiden wir zuerst grob in etwa 20 Zentimeter lange Abschnitte.
Im nächsten Schritt entblättern wir diese Abschnitte. Das heißt, wir lassen eigentlich nur das oberste Blatt übrig. Unsere Stecklinge haben nämlich ein ganz akutes Problem, wenn sie in die Vermehrungskiste kommen. Ihnen fehlt jegliche Wurzel, um sich selbst zu versorgen. Deshalb entfernen wir fast alles, was der Pflanze Kraft kosten würde: Blätter, bei Vorhandensein Blüten und vor allem Früchte.
Dabei achten wir darauf, einerseits die Triebansätze am Zweig zu erhalten. Daraus kann die Pflanze später neu austreiben. Andererseits darauf, die Schnittflächen möglichst nicht mit unseren als Keimschleudern berüchtigten Fingerchen zu berühren.
Unsere Vermehrungskisten werden später zum mehr oder weniger geschlossenen Treibhaus. Sauberes Arbeiten verringert die Gammelwahrscheinlichkeit.
Da die Stecklinge im März noch nicht ausgetrieben hatten, haben wir ein Bild vorm vorherigen Herbst ausgekramt. Hier werden die Stecklinge gemacht, die wir gleich bewurzelt aus ihrer Kiste holen.
Anschließend kommen die Stecklinge in so eine Kiste. Wir nehmen dazu ein durchsichtiges Modell eines schwedischen Einrichtungshauses, das wir mit einem Gesteinspopcorn namens Perliten und Wasser befüllen. Wie, was, warum und wozu wir das tun, kannst du im Detail in unserer Stecklingsvermehrung in Kisten mit Perliten kritisch begutachten.
Beim Stecken sehen wir zu, dass die einzelnen Stecklinge keinen Kontakt untereinander oder mit den Wänden der Kiste pflegen, damit sie möglichst trocken bleiben.
Im Laufe der Zeit sammeln wir verfaulende, abgestorbene oder sonst wie ungesund aussehende Pflanzenteile immer wieder heraus. Auch das soll die Gammelwahrscheinlichkeit verringern.
Bevor wir abschließend den Deckel drauf tun und die Kiste mit Black Saphir bei Seite stellen, dürfen wir noch einen banalen, aber erfahrungsgemäß nicht zu vernachlässigenden Hinweis verbraten: Beschrifte deine Stecklinge.
Echt blöd ist eine erfolgreiche Vermehrung, aber dann nicht zu wissen, was das eigentlich für ein Lebewesen ist. Wie gesagt: Dieser Hinweis beruht auf eigenen Erfahrungen.
Dann kommt der Deckel drauf und wir stellen die Kiste an einen halbschattigen Platz. Nun ist Warten angesagt. Je nach Jahreszeit lassen wir die Stecklinge etwa 2 bis 6 – gegebenenfalls über den Winter – Monate in diesen Kisten. Zwischendurch immer mal wieder lüften und überflüssige Pflanzenteile heraussortieren.
Die erfolgreiche Vermehrung erkennen wir an zwei Hinweisen: Erstens treibt die Pflanze oben frisch aus, zweitens bildet sie neue Wurzeln. Das können wir dank der durchsichtigen Kisten durchaus mit einem Blick von unten abchecken.
Wenn es so weit ist, buddeln wir die bewurzelten Stecklinge vorsichtig mit einem Löffel aus den Perliten aus. Dann können wir ein qualifiziertes Urteil über den Erfolg abgeben. So wie hier drüber auf dem Foto schaut’s gut aus.
Und so soll’s nicht aussehen. Um zu überprüfen, wie lebendig eine einzelne Pflanze ist, können wir den Trieb durchschneiden. Hier können wir unzweifelhaft erkennen: Dieser Trieb ist komplett vertrocknet, hat das Zeitliche gesegnet und fügt sich nun in den permakulturellen Kreislauf unseres Obstgärtchens ein.
Die erfolgreich bewurzelten Stecklinge pflanzen wir jetzt in Töpfchen. Schließlich sind sie dazu gemacht, zeitnah verschenkt und umgepflanzt zu werden. Beispielsweise diese Orangesse hier in die Bunten Gärten. Wenn du schon genau weißt, wo dein neues Lebewesen wachsen soll, kannst du deinen Steckling natürlich direkt an Ort und Stelle in die Erde bringen.
Unsere Töpfchen befüllen wir mit einer Mischung aus abgehalfterter Erde, die wir mit benutzten Perliten strecken. Sprich: Diese Erde muss nichts Besonderes sein.
Zuerst füllen wir so ein Töpfchen zu etwa einem Drittel. Dann kommt der Steckling hinein. Auf die offen liegende Wurzel kippen wir einen Esslöffel Beerendünger. Wir verwenden einen dreifach biozertifizierten Dünger vom führenden deutschen Ökoanbieter. Aber eigentlich vor allem deshalb, weil in diesem Dünger Sporen für symbiosefähige Pilze drin sind.
Das Schlagwort lautet Mykorrhiza. Gemeint ist damit im Groben eine symbiotische Beziehung zwischen Pilzen und Pflanzen, genauer den Wurzeln unserer Johannisbeeren. Dort docken diese Pilze sozusagen an. Und deshalb verwenden wir diesen Beerendünger samt Mykorrhiza-Impfung genau jetzt, wenn die Wurzel offen liegt.
Das ist jetzt nämlich schon wieder vorbei. Es kommt die nächste Schicht Erde drauf.
In die obere Erdschicht schmeißen wir noch einen Esslöffel grobe Hornspäne als Langzeit-Stickstoffversorgung. Die verrotten langsam und füttern die Pflanze sparsam, aber dauerhaft mit Stickstoff. Der ist vor allem fürs grüne, vegetative Wachstum von Pflanzen wichtig. Also beispielsweise nicht für Blüten- und Fruchtbildung.
Und das ist wiederum genau das, was unsere Jungpflanzen machen sollen: Sich auf das eigene Wachstum konzentrieren und nicht an generative Vermehrung, also Blühen und Fruchten, denken.
Zum Schluss füllen wir das Töpfchen mit Erde auf – fertig und Abfahrt!
Unsere jungen Goldjohannisbeeren kommen dann gebündelt auf einen schattigen Parkplatz. Es sind weiterhin sensible Pflanzen. Pralle Sonne ist da beispielsweise vorerst keine gute Idee. Regelmäßiges Gießen oder aufmerksame Beikrautentfernung hingegen schon.
Stecklingsvermehrung ist also keine Zauberei. Ein bisschen Zeit und Aufmerksamkeit widmen wir dem aber schon, schließlich geht es um Lebewesen. Wir wünschen dir jedenfalls viel Spaß und viel Erfolg beim Vermehren. Über deine Korrekturen, besseren Ideen und Anregungen würden wir uns freuen.
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Hallo, zu wieviel % klappt die Bewurzelung von dieser Art?
Danke
Hallo Pia,
vielen Dank für die Nachfrage. Ich würde mich bei Goldjohannisbeeren und dem beschriebenen Vorgehen ab 70 % freuen.
Liebe Grüße
Sebastian