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Obstgehölze hegen und pflegen – Jostabeere am Spalier im 3. Jahr
Kennst du ein Obst, kennst du alle. Ob Johannisbeere, Kornelkirsche, Holunder oder Heidelbeere – Im Grunde ticken alle Obstgehölze gleich. Glücklicherweise handelt es sich bei den einzelnen Pflanzen aber um Individuen. Genauso wie bei ihren Besitzern. Wenn ich mich also um meine Pflanzen kümmere, dann immer im Einzelfall: Je nach den Wünschen des Besitzers, dem Standort, der jeweiligen Geschichte des früchtetragenden Lebewesens.
Gern nehme ich dich mit zu den bewurzelten Individuen in meinem Obstgarten, in dem ich für die Leipziger Obsternte-Karte eigene Obstgehölze vermehre. Dort zeige und erkläre ich dir, was ich wozu, wie und wann mit ihnen anstellen. Manchmal gerät das etwas ausschweifend, manchmal etwas zu oberflächlich, aber dafür immer unmittelbar und diskutabel.
Diesmal setze ich die Pflege meinerJostabeere am Spalier fort. Dieses Lebewesen hatte ich im Herbst 2016 gepflanzt und im Laufe des Jahres 2017 schrittweise auf 3 Haupttriebe mit früchtetragenden Seitentrieben reduziert. Im Jahr 2018 geht es nun darum, in eine wiederholbare, arbeitssparende Pflegeroutine zu starten.
Das Erste, was ich bei meinen Spalieröbsten mache, ist die bisherigen Bindungen zu kontrollieren. Am Spalier soll die Jostabeere möglichst platzsparend wachsen. Das macht die Pflanze nicht freiwillig, ich greife zu Zwangsmaßnahmen, indem ich sie anbinde – konkret die 3 ausgewählten Haupttriebe.
Diese Bindungskontrolle mache ich mehrmals im Jahr, wenn ich gedankenverloren durch meinen Garten flaniere. Eine andere unvermeidliche und immer wiederkehrende Pflichtübung ist die Fußpflege all meiner Beerengehölze.
Im ausgehenden Winter oder im eingehenden Frühjahr erhalten sie einmalig eine Düngung. Ich verwende dafür einen organischen Beerendünger, den ich tendenziell unterdosiere und der eher langfristig wirkt.
In diesem Beerendünger befinden sich Sporen mykorrhizafähiger Pilze, deshalb kratze ich die Wurzeln stets etwas frei, um den Dünger direkt dort hinzulöffeln. Solche Pilze gehen mit der Wurzel eine symbiotische Beziehung ein.
Auf Hornspäne oder anderen stickstoffbetonten Dünger verzichte ich für meine Jostabeere ab jetzt. Dieser Nährstoff wird vor allem fürs vegetative Pflanzenwachstum gebraucht. Dieses wuchsfreudige Lebewesen ist nach dem ersten Standjahr aber bereits groß genug.
Außerdem gebe ich weiterhin reichlich halbverrotteten Kompost hinzu, um das große Pflanzloch von 2016 zu aufzufüllen. Da sind auch nochmal frische Nährstoffe drin.
Außerdem immer wiederkehrender Teil der Fußpflege: Die Entfernung unerwünschter Begleitflora. Das ist vor allem bei jungen Pflanzen sinnvoll, um Nahrungskonkurrenten für die Wunschpflanze zu reduzieren und den Boden offen zu halten, damit zuverlässig Flüssigkeit an die Wurzeln gelangt. Als Unterbepflanzung verwende ich vor allem verwildernde Erdbeeren, Pfennigkraut und Feldsalat. Diese bodendeckenden Pflanzen wachsen niedrig, so dass der Fußbereich meiner Obstgehölze frei bleibt, sie nach Regen schnell abtrocknen kann, was die Pilz- und Schimmelwahrscheinlichkeit deutlich senkt.
Diese Krankheitsvorsorge macht eine weitere Maßnahme sinnvoll: Johannis- und Stachelbeeren neigen von Natur aus zum buschigen Wuchs. Sie treiben also immer wieder aus der Pflanzenbasis aus. Bei Spindeln und bei meinem Spalierobst ist dieser Austrieb aus der Basis nicht gewünscht, dadurch würden die Pflanzen von unten wieder zuwuchern.
Die 3 Jostabeeren in meinem Obstgarten erziehe und pflege ich als Spindel, als Busch und als Spalierobst. Das mache ich zu Lern- und Anschauungszwecken für mich und meine Gäste. Zu meinem Umgang mit Jostabeeren empfehle ich dir folgende Hinweise, Anleitungen und Erfahrungsberichte:
Jostabeere ans Spalier pflanzen, Jostabeere am Spalier im zweiten Jahr, Jostabeere am Spalier im dritten Jahr, Spindelerziehung an einer Jostabeere, Jostabeeren ernten und verarbeiten.
Deshalb entferne ich regelmäßig nachwachsende Triebe im Fußbereich unter etwa 50 cm Höhe, und zwar vorzugsweise durch Abbrechen, nicht durch Schneiden. Beim Abbrechen entferne ich dauerhaft zusätzlich schlummernde Triebansätze. Durch Schneiden würde ich den Austrieb an dieser Stelle fördern.
Wenn im Juli die Erntezeit heranrückt, wird es Zeit für meinen eigentlichen Eingriff ins Leben meiner Jostabeere. Ich kombiniere grundsätzlich die Pflege und Ernte meiner Johannis- und Stachelbeeren, weil ich zur Fruchtreife bestens die individuelle Lebensqualität meiner Obstgehölze einschätzen kann. Ich erkenne genau, wo und wie die Pflanze fruchtet und wie die Früchte schmecken.
Außerdem kann ich durch den Rückschnitt im Sommer das Wachstum etwas einbremsen. Dadurch werden der Pflanze Sonnensegel für die Fotosynthese in der 2. Hälfte der Vegetationsperiode genommen, sie kann weniger Energie fürs kommende Jahr einlagern.
So eine Wachstumsbremse ist bei dieser Jostabeere absolut wünschenswert. Gleichzeitig haben die Pflanzen ausreichend Zeit zum Wundverschluss bis zum Winter und den Verschnitt kann ich noch für die Stecklingsvermehrung nutzen.
Wie fast alle Obstgehölze tragen Jostabeeren ihre Blüten und Früchte am Holz, das im Vorjahr gewachsen ist. Jetzt im Sommer finde ich deshalb ältere Seitentriebe mit Früchten und jüngere Seitentriebe ohne Früchte vor. An letzteren werden ab der kommenden Vegetationsperiode Früchte entstehen. Diese Triebe will ich durch Verjüngung fördern.
Die Kräfte der Pflanze lenke ich dort hin, indem ich ältere Triebe opfere, um jüngere zu fördern. Bei meiner wuchsfreudigen Jostabeere kann ich 2018 problemlos und rückstandslos alle früchteragenden Seitentriebe direkt am Haupttrieb entfernen, es ist mehr als genug diesjähriger Nachwuchs vorhanden.
Dieses Vorgehen erleichtert übrigens auch die Ernte der Früchte, ich kann mich mit den abgeschnittenen Trieben samt Früchten zum gemütlichen Pflücken in den Schatten verziehen.
Alternativ könnte ich zur Verjüngung die Seitentriebe auch einkürzen, um ihre Verzweigung zu kurzen Fruchttrieben zu fördern und dadurch den Ertrag zu erhöhen. Durch das Entfernen der früchtetragenden Seitentriebe verzichte ich also dauerhaft auf Ertrag. Ich tausche ihn ein gegen höhere Fruchtqualität und höhere Pflanzengesundheit. Durchs Einkürzen würde ich stattdessen die Verdichtung und Verfeuchtung der Pflanze fördern.
Im Einzelfall und bei schwachwüchsigen Lebewesen lasse ich früchtetragende Seitentriebe auch stehen. Aber wenn ich sie entferne, dann direkt am Haupttrieb. Diesjährig gewachsene Triebe entferne ich zusätzlich ebenso direkt am Haupttrieb, wenn sie sehr dicht oder besonders dünn und schwächlich gewachsen sind.
Zusätzlich zu diesem Standardvorgehen habe ich der Jostabeere am Spalier im 3. Standjahr zwei weitere Maßnahmen im Sommer angedeihen lassen.
Der mittlere Haupttrieb hatte sich in 3 Triebe aufgeteilt. Alle 3 sind berechtigte Kandidaten, aber nur einer soll auf Dauer der Haupttrieb der Kulturpflanze sein. Die Auswahl war fast ein bisschen egal, denn sie sind gleich stark und gesund gewachsen. Sie erfolgte letztlich nur auf Grund der Statik. Ich habe den Trieb gewählt, der insgesamt am deutlichsten senkrecht stand, schließlich soll er auf Dauer zuverlässig das Gewicht auch unter Fruchtlast halten.
Außerdem habe ich die Spitzen auf einer Höhe von etwa 1,70 Metern gekürzt. Höher müssen die Triebe nicht wachsen und hier macht die Förderung der Seitentriebe durch das Einkürzen für meine Vorhaben Sinn. Die Haupttriebe binde ich bei Bedarf und so hoch wie möglich noch an. Alles in allem erhalte ich durch dieses Vorgehen eine übersichtliche, gut durchlüftete Kulturpflanze, die ziemlich genau weiß, wohin sie ihre Ressourcen lenken soll.
Als Gärtner bin ich 2018 ein oder zwei kleine Schritte weiter zur gewünschten wiederholbaren, arbeitssparenden Pflegeroutine gekommen. Wäre dieser Begriff nicht derart ausgelutscht, könnten wir auch von Nachhaltigkeit sprechen. Und ehrlicherweise sehe ich meinen Umgang mit meinen Obstgehölzen auch in diesem Zusammenhang als Teil einer wertschätzenden Lebensmittelherstellung.
Ich hoffe, du findest in diesem Projektbericht die eine oder andere Anregung für dein eigenes Tun und Lassen. Über deine Erfahrungen, Hinweise und Korrekturen würde ich mich freuen.
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