Werbung (bei meinen kostenlosen Anleitungen)
Obstgehölze hegen und pflegen – Schwarze Johannisbeere pflanzen
Gleichzeitig sprechen wir hier von Lebewesen. Und das sind immer Individuen. So wie die schwarze Johannisbeere, um die es hier geht. Da hat jedes seine eigene Geschichte, seine eigenen Ansprüche und – im Guten wie im Schlechten – seinen eigenen Besitzer, also dich und mich. Und wir haben normalerweise auch noch irgendeine Idee, was aus dieser einen bestimmten Pflanze mal werden soll. In diesem Fall: Eine gesunde, ewig junge, eintriebige Pflanze, die uns über 20 Jahre mit schwarzen Johannisbeeren versorgt.
Insofern ist unsere Pflanzanleitung hier einerseits ein Prototyp zum Pflanzen von Beerenobst, andererseits Teil einer einzigartigen Geschichte genau dieser Pflanze. Beide Sichtweisen bieten dir hoffentlich Anregungen und Ideen, wie, was, wann, wo du womit in deinem Garten anstellst.
Um eine schwarze Johannisbeere zu pflanzen, brauchen wir
Hornspäne,
Beerendünger,
Wasser und
Spaten, Gartenschere, Handschuhe, Gießkanne, Pflanzkelle, Esslöffel und völlig überraschend: eine schwarze Johannisbeere.
Eigentlich tun wir hier etwas streng Verbotenes: Wir bringen eine Pflanze mit offener Wurzel im Hochsommer in die Erde.
Wir tun das auch nur, weil wir uns ganz sicher sind, dieses Lebewesen notfalls regelmäßig mit Wasser versorgen zu können.
Cleverer ist es natürlich, solche wurzelnackten Pflanzen im Frühjahr oder im Herbst zu pflanzen. Einen guten Internethändler erkennst du beispielsweise daran, dass er wurzelnackte Pflanzen nur zu diesen Jahreszeiten versendet.
Unser Pflanzloch heben wir so aus, dass es ungefähr doppelt so groß wie das Wurzelvolumen unserer Johannisbeere ist. So sorgen wir dafür, dass der neue Erdenbewohner ausreichend Platz findet und das lockere Erdreich zeitnsah gut durchwurzeln kann.
Graben ist immer eine Störung des Bodenlebens. Deshalb wühlen wir nur auf, was notwendig, um den Stress für Familie Regenwurm und ihre Freunde so gering wie möglich zu halten.
Wenn du im Baumarkt eine Pflanze kaufst, wirst du oft den Hinweis finden, sie so tief einzupflanzen, wie sie zuvor im Topf steckte. Wenn du das tust, bist du auf der sicheren Seite.
Wir setzen unsere schwarze Johannisbeere etwas tiefer ein, so dass frische Triebansätze nachher unter der Erde liegen. Aus diesen Treibansätzen kann sich unsere schwarze Johannisbeere im Laufe ihres Lebens immer wieder von unten herauf erneuern und verjüngen. Diese Treibansätze liegen gut geschützt unter der Erde als Rückversicherung.
Da wir vorhaben, die Pflanze als eintriebige Spindel, also quasi wie einen Minibaum mit zentralem Stamm, zu erziehen, setzen wir die Pflanze aber auch nicht zu tief in die Erde. Bei der Spindelerziehung ist die Erneuerung aus der Basis eigentlich gar nicht erwünscht. Wir werden also junge Triebe, die aus dem Boden kommen, regelmäßig entfernen. Aber die Rückversicherung ist uns wichtig, falls die Pflanze oberirdisch beschädigt wird oder wir in einigen Jahren die alte Spindel durch eine neue ersetzen wollen.
In diesem Zusammenhang bemerkte Marcel, dass Johannisbeere tatsächlich Flachwurzler sind. Solltest du in die Verlegenheit kommen, rund um deine Johannisbeere den Boden zu hacken, dann sei bitte vorsichtig, damit du die Wurzeln nicht verletzt. Wir kommen normalerweise ohne Hacken oder Jäten aus, da wir den Boden mulchen und mit niedrigen Gewächsen bepflanzen, vorzugsweise essbares Grünzeug wie solche halbverwilderten Erdbeeren.
Steht die Pflanze in ihrem Loch, füllen wir das Loch schrittweise mit Erde auf. Wichtig bei der wurzelnackten Pflanze im Sommer: Viel, viel Wasser. Klar, das dient zuerst einmal als erfrischendes Kaltgetränk. Beim Pflanzen soll das Wasser zusätzlich Erde um die offenen Wurzeln spülen, damit die Pflanze möglichst schnell wieder zuverlässigen Kontakt zum Erdreich pflegen kann.
So lange die Wurzel noch erreichbar ist, beglücken wir die Johannisbeere mit einem Esslöffel Startdüngung und Mykorrhiza-Impfung. Da die beteiligten Pilze ihre symbiotische Beziehung mit der Wurzel eingehen, ist der geeignete Zeitpunkt zur Impfung jetzt, da wo die Wurzel noch offen liegt.
Es geht darum, solche Kreisläufe frühzeitig in Gang zu bringen, so dass sie sich über die Jahre selbst regulieren können.
Natürlich grabe ich meine Johannisbeere nicht in 5 Jahren aus, um nachzuprüfen, wie weit die Symbiose zwischen Wurzeln und Pilzen gediehen ist.
Nach einer weiteren Schüttung mit Erde kommt in die oberste Schicht ein weiterer Esslöffel grobe Hornspäne. Die sollen sich langsam zersetzen und im nächsten Jahr als Stickstoffdünger das Pflanzenwachstum der neuen Johannisbeere fördern. Mehr Düngung ist nicht nötig, zumal ein gewisser Mangel die Pflanze zum Wurzelwachstum anregt. Nach dem Düngen gießen wir vorsichtiger, um die frische Düngung nicht wegzuspülen.
Abschließend füllen wir das Pflanzloch vollständig auf, bestaunen unser Werk und neigen uns der Gartenschere zu, die auf ihren Einsatz wartet. Immer, wenn wir eine Pflanze umsetzen, zerstören wir dabei Wurzelwerk und bringen damit das Gleichgewicht zwischen ober- und unterirdischem Pflanzenteil durcheinander. Unsere schwarze Johannisbeere hat also jetzt etwas zu wenig Wurzel für ihre oberirdische Pracht.
Ein Pflanzschnitt dient der Kompensation der Kollateralschäden beim Einpflanzen. Wir nehmen oben etwas weg, damit’s unten rum ausreicht. Gleichzeitig starten wir damit natürlich auch die Erziehung der Pflanze.
Wir haben uns in diesem Fall aber für den aktiven Einsatz einer gärtnerischen Grundtugend entschieden: Geduld!
Da wir dieser schwarzen Johannisbeere eh die nächsten Monate besondere Aufmerksamkeit schenken, lassen wir einfach beide vorhandenen Triebe stehen.
Der Grund ist einfach: Dranschneiden ist schwieriger als Abschneiden. Sollte die Pflanze schwächeln, können wir immer noch einen Trieb entfernen. Nötig wurde das nicht, so dass wir uns letztlich entschieden haben, beide Triebe sogar noch über den Winter stehen zu lassen.
Wozu das? Diesmal als oberirdische Rückversicherung gegen Erfrierungen: Je mehr Äste und Zweige vorhanden sind, desto mehr können im Winter dem Frost zum Opfer fallen, ohne die Pflanze als Ganzes im Überleben zu gefährden. Ja, das ist ein ganz grundsätzliches Argument gegen Schneiden kurz vorm Winter. Und das gilt für Johannisbeeren ebenso wie für Äpfel, Maulbeeren oder Walnüsse: Kennst du eines, kennst du alle.
Wir wünschen dir viel Spaß und gutes Gelingen beim Pflanzen. Deine besseren Ideen, Korrekturen und Anregungen sind uns sehr willkommen.
Verjüngung und Spindelerziehung an einer schwarzen Johannisbeere, Spindelerziehung und Sommerpflege an einer schwarzen und einer weißen Johannisbeere, Sommerroutine an einer schwarzen Johannisbeere, Schwarze Johannisbeeren ernten und verarbeiten, Schwarze Johannisbeere pflanzen, Schwarze Johannisbeeren durch Stecklinge vermehren.
Werbung (bei meinen kostenlosen Anleitungen)
Deine Meinung?