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Obstgehölze hegen und pflegen – Sommerroutine an einer schwarzen Johannisbeere
Meine Sommerroutine startet, indem ich mir das Lebewesen erst einmal in Ruhe anschaue. Günstig ist es, um die Vorgeschichte und die Zukunft dieser Pflanze zu wissen, also eine Idee zu haben, was aus diesem Lebewesen werden soll.
Meine schwarze Johannisbeere behandle ich als Spindel. Das heißt, sie besteht aus nur einem zentralen Trieb, von dem rundherum die früchtetragenden Seitentriebe abgehen. Das funktioniert bisher gut und an diesem Grundsatz gibt’s nichts zu ändern.
Alles in allem macht sie einen fitten Eindruck. Die Fruchtqualität ist gut, der Ertrag dürfte etwas höher sein. Offensichtliche Krankheiten, Schädlingsbefall oder sonstiger Schaden wie Bruch springen mir nicht ins Auge. Und in Erinnerung an den trockenen Sommer 2019 sind die Blätter erstaunlich grün.
Als Daueraufgabe während der Vegetationsperiode zupfe ich die Begleitflora heraus. Samenfreie Begleitflora landet einfach auf dem Boden.
Wenn nötig, entferne ich bei Spindeln nachwachsenden Neuaustrieb aus der Pflanzenbasis oder am unteren Stamm. Denn der Fußbereich der Spindel soll komplett frei bleiben.
Bei Büschen – also Pflanzen mit mehreren Trieben verschiedenen Alters direkt aus dem Boden – verfahre ich da natürlich anders.
Im nächsten Schritt schneide ich je nach Erziehungsform der Pflanze. Im Fall dieser Spindel schneide ich 3 ältere, früchtetragende Seitentriebe komplett zurück bis auf den Stamm, wobei ich jeweils einen kleinen Zapfen stehen lasse. Aus dem kann die Pflanze später neu austreiben.
Das ist ja Sinn und Zweck vom Schneiden, nämlich Verjüngung. Durch das Entfernen älteren Holzes mit vielen Fruchtansätzen will ich die Pflanze zum Bilden frischer Triebe anregen. Die sind meistens gesünder und bringen die besseren Früchte, allerdings natürlich weniger, weil ich die alternden Fruchtansätze dabei entferne. Ich tausche durch Verjüngung Ertrag gegen Fruchtqualität und Pflanzengesundheit.
Spindelerziehung an einer Jostabeere und
an einer Felsenbirne sowie Weiße Johannisbeere zur Spindel umwandeln, weiße Johannisbeere als Spindel im 2. Jahr, im 3. Jahr und im 4. Jahr
Dass ich dabei die ganzen Früchte ebenso abschneide, ist Absicht. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Früchte noch nicht voll- oder gar überreif sind. Sonst purzeln die beim Schneiden herunter. Wenn das der Fall ist, ernte ich zuerst und schneide anschließend.
Erfahrungsgemäß ist es eine echt gute Sache, vorm Ernten schon eine Idee davon zu haben, was mit den Früchten geschehen soll. Da ich wenig Interesse am Frischverzehr und somit vollreifen Früchten habe, sondern das meiste Obst weiterverarbeite und haltbar mache, kann ich relativ früh ernten. Das tue ich in den meisten Fällen auch.
Früchte, die nach dem Schnitt noch an der Pflanze hängen, sammle ich selbstverständlich ab. Ich zupfe die ganzen Trauben entgegen der Wuchsrichtung herunter. Verlesen mache ich in diesem Fall später in Ruhe, nur die allerekligsten Früchte sortiere ich sofort aus. Solange das Einzelfälle sind und ich keinen gravierenden Schädlings- oder Pilzbefall erkennen kann, lasse ich die einfach auf den Boden fallen.
Die Pflanze selbst freut sich übrigens über jede Frucht, die sie nicht mehr versorgen muss. Außerdem sind Früchte, die hängen bleiben, eine Brutstätte für Schädlinge und Pilze. Zwei gute Gründe, möglichst alles abzuernten.
Im Bedarfsfall greife ich nach dem Pflücken zu erzieherischen Zwangsmaßnahmen. Ich kontrolliere, erneuere oder ergänze die Bindungen bei Spindeln und bei Spalierobst. Bei Büschen ist das seltener sinnvoll oder gar notwendig.
Diese schwarze Johannisbeere hat eine leichte Schlagseite nach Westen. Deshalb ergänze ich die Bindung und ziehe den zentralen Trieb in die Senkrechte, damit die Last geradewegs Richtung Mittelpunkt der Erde zeigt. Dieser zentrale Trieb soll die Pflanze ja auf Dauer zuverlässig halten können.
Verjüngung und Spindelerziehung an einer schwarzen Johannisbeere, Spindelerziehung und Sommerpflege an einer schwarzen und einer weißen Johannisbeere, Sommerroutine an einer schwarzen Johannisbeere, Schwarze Johannisbeeren ernten und verarbeiten, Schwarze Johannisbeere pflanzen, Schwarze Johannisbeeren durch Stecklinge vermehren.
Anschließend schnappe ich mir die abgeschnittenen Triebe samt den Früchte und flüchte in den Schatten. Spätestens jetzt zum Verlesen sollte klar sein, was aus den Früchten werden soll. Aus den schwarzen Johannisbeeren soll eine Konfitüre – also Fruchtaufstrich mit ganzen Früchten – werden, die wir je nach Lust und Laune zur Grillsoße aufwerten wollen nach dem Rezept eines meiner Gartennachbarn.
Deshalb gebe ich mir beim Verlesen etwas Mühe und lasse Sorgfalt walten, um nur makellose Früchte einzusortieren. Wollte ich die Früchte wie bei Felsenbirnen, bei Holunderbeeren oder bei Kornelkirschen entsaften, würde ich jetzt beim Verlesen weniger Aufwand betreiben.
In meinem kleinen ABC der Erntehilfen findest du unter anderem Hinweise zum Ernten und Verarbeiten von: Berberitzen, Felsenbirnen, Hagebutten, Heidelbeeren, Holunderbeeren, Jostabeeren, Kornelkirschen, Maulbeeren, Sauerkirschen, schwarzen Johannisbeeren, Stachelbeeren, Vogelbeeren, weißen Johannisbeeren, Wildpflaumen und Zierquitten.
Ich könnte noch mehr Geschichten während des sorgfältigen Verlesens erzählen, denn das erfordert natürlich etwas Zeit. Die Reste wandern in den Kompost. Die ausgewählten Früchte kommen zur Zwischenlagerung bis zur Weiterverarbeitung ins Tiefkühlfach und ich komme zum letzten Akt meiner Sommerroutine.
Aus dem Verschnitt mache ich Stecklinge. Dazu schneide ich die Triebe in etwa 20 cm lange Abschnitte und entblättere sie bis auf 1, 2 oder 3 kleine Blätter oben. Dann stecke ich sie in eine Kiste mit Perliten, Schildchen mit dem Sortennamen dazu und etwa 1 bis 2 Liter sauberes Leitungswasser. Und dann geht’s auf einen Schattenparkplatz in der Hoffnung auf neue schwarze Johannisbeeren.
Rote Johannisbeeren, Zierquitten oder Apfelbeeren durch Stecklinge vermehren sowie Stecklingsvermehrung in Kisten mit Perliten
So sieht meine Sommerroutine an der schwarzen Johannisbeere aus. So zu verfahren und alles in einem Abwasch zu erledigen, hat sich für mich über die Jahre bewährt. Alles in allem kann ich das gut in die Abläufe in meinem Obstgarten und in der Gartenküche einpassen.
Wenn du für dich und deine Vorhaben die eine oder andere Anregung darin findest, würde mich das freuen. Ebenso freue ich mich über deine Vorschläge, Erfahrungsberichte und Korrekturen.
Berberitzen, Eberesche, Felsenbirne, Gemeine Hasel, Kornelkirsche, Mahonie, Schwarzer Holunder, Wildpflaumen, Walnuss und Zierquitte.
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