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Obstgehölze hegen und pflegen – Verjüngung und Spindelerziehung an einer schwarzen Johannisbeere
Johannis- und Stachelbeeren entsprechen meiner Vorstellung von pflegeleicht. Diese Lebewesen ertragen im Zweifelsfall auch jahrelange Vernachlässigung. Die machen dann ihr Ding und tragen in den meisten Fällen großzügig und zuverlässig. Als Kulturpflanzen mit dem Ziel der Lebensmittelproduktion sind sie aber eigentlich dafür vorgesehen, an ihnen Hand anzulegen und in ihr Wachsen und Werden einzugreifen.
Ich möchte dich hiermit also ermutigen, deine Johannis- und Stachelbeeren zu pflegen. Damit meine ich nicht nur Schönheitsoperationen wie das Abschneiden abgestorbener Triebe, sondern das absichtsvolle und mutige Eingreifen ins Pflanzenleben. Im Zentrum dieser Pflege steht aus meiner Erfahrung die Frage, auf welche Art und Weise die Pflanze verjüngt wird.
Das Warum und Wozu von Verjüngung werde ich weiter unten eher theoretisch beleuchten. Wie ich sie konkret an meiner schwarzen Johannisbeere über die Jahre betrieben habe, siehst du im folgenden Video:
Verjüngung trägt maßgeblich zu gesünderen Pflanzen bei. Ältere Pflanzenteile sind meistens anfälliger für Schäden wie Bruch, Krankheits- oder Schädlingsbefall als jüngere. Deshalb ist es sinnvoll, solche alternden Pflanzenteile früh genug zu entfernen. Je älter sie werden, desto stärker lassen außerdem zuerst die Fruchtqualität und irgendwann auch die Fruchtmenge nach.
Alternde Triebe haben immer weniger grünes Wachstum im Vergleich zur zunehmenden Anzahl an Blüten- und Fruchtansätzen. Die Triebe werden nach und nach kahler. Das Verhältnis von vegetativem zu generativem Wachstum kippt also in Richtung der Früchte. Pro Frucht stehen dann immer weniger grüne Blätter zur Verfügung. Dem lässt sich Verjüngung entgegen wirken.
Durchs Schneiden lässt sich gleichzeitig das Wachstum steuern. Als Gärtner nehme ich darauf Einfluss, wo und wie – vegetativ oder generativ – die Pflanze wachsen wird, beispielsweise, indem ich das Verhältnis zwischen vegetativem und generativem Wachstum in Richtung mehr Blattmasse pro Frucht verschiebe.
Der aus meiner Sicht wesentliche Nachteil beim Verjüngen: Wenn ältere Fruchttriebe abgeschnitten werden, geht das unvermeidlich immer auf Kosten des Ertrags. Durch Verjüngung tausche ich sozusagen Fruchtqualität und Pflanzengesundheit gegen Ertrag. Außerdem macht es natürlich mehr Arbeit als die Unterlassung. Als Gärtner habe ich immer die Möglichkeit, nichts zu tun, und trotzdem ist Verjüngung eigentlich ein Muss bei Kulturpflanzen.
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In meinem Obstgarten hat sich die Spindelerziehung beim Beerenobst, darunter meiner schwarzen Johannisbeere, als Verfahren der Wahl zur Verjüngung durchgesetzt. Darunter verstehe ich, bei einer Pflanze nur einen zentralen Trieb auf Dauer stehen zu lassen. Von diesem Stamm gehen dann ringsherum Seitentriebe ab, an denen die Blüten und Früchte entstehen.
Konkret hieß das, bei dieser schwarzen Johannisbeere 2 Jahre nach ihrer Pflanzung einen möglichst gerade und möglichst senkrecht wachsenden Trieb auszuwählen.
Alle anderen aus dem Boden wachsenden Teile hatte ich entfernt. Gleichzeitig rupfe ich den Stamm unten bis zu einer Höhe von etwa 30 cm frei. Der Fußbereich meiner Spindeln soll dauerhaft frei bleiben. Nachwachsenden Austrieb aus dem Boden oder im untersten Stammbereich entferne ich durch Ausreißen frischer Triebe oder durch Abschneiden, wenn Triebe bereits verholzt sind.
Zentrale Handlungsvorgabe bei der Spindelerziehung in meiner Umsetzung ist es, die Pflanze durch Abschneiden der alternden früchtetragenden Seitentriebe direkt auf den Stamm zu verjüngen. Dabei lasse ich stets einen Stummel oder Zapfen stehen, aus dem die Pflanze neu austreiben kann. Wie alt diese Seitentriebe werden dürfen, bevor sie der Verjüngung zum Opfer fallen, ist eine individuelle Entscheidung von Pflanze zu Pflanze.
Erhellend ist der Vergleich zur Buscherziehung. Wenn sie sich selbst überlassen sind, wachsen Johannis- und Stachelbeeren als mehrtriebige Büsche. Sie treiben immer wieder von ganz unten aus dem Boden neu aus. Das ist ihre ziemlich natürliche Wuchsform. In meinem Obstgarten stehen auch einige Büsche und ich verjünge sie durch Abschneiden der alternden Triebe direkt auf Bodenhöhe. Wie alt diese Basistriebe werden dürfen, bevor sie der Verjüngung zum Opfer fallen, ist auch bei meinen Büschen eine individuelle Entscheidung von Pflanze zu Pflanze.
In meinem Obstgarten hat die Spindelerziehung diese Vorteile gegenüber der Buscherziehung.
Der freie Fuß sorgt für gute Belüftung unten herum. Diese Pflanzen können nach Regen schneller abtrocknen. Krankheits- und Pilzgefahren sinken dadurch. Die Fußpflege, also das Entfernen unerwünschter Begleitflora und Düngen, ist deutlich einfacher, weil ich die Pflanzenbasis gut erreichen kann.
Überhaupt kann ich alle Pflanzenteile besser erreichen als in einem mehrtriebigen Busch. Das erleichtert auch die Ernte wesentlich. Wenn ich die Verjüngung, also den Schnitt früchtetragender Triebe, im Sommer erledige, kann ich ganze Triebe voller Früchte abschneiden und anschließend bequem abernten.
Spindeln sind übersichtlicher als Büsche und platzsparender, denn sie wachsen stärker in die Höhe als in die Breite. In meinem Obstgarten erleichertet mir das die Arbeit wesentlich, weil ich meistens mit einem kurzen Blick im Vorbeigehen einschätzen kann, wie es einer Spindel geht. Bei meinen Büschen muss ich näher herantreten, um die Pflanzenbasis überhaupt begutachten zu können. Man könnte auch sagen: Ich habe mich bei meinen Abläufen im Obstgarten an die Spindelformen gewöhnt.
Zu den Nachteilen gegenüber der Buscherziehung: Die Spindelerziehung macht meiner Erfahrung nach etwas mehr Arbeit, zum Beispiel, weil der Stamm fast immer an eine Stütze angebunden werden sollte. Der wichtigste Nachteil ist, dass der Stamm selbst altert. Bei gepflegten Büschen hingegen gibt es überhaupt keine alternden Pflanzenteile, wenn direkt über dem Boden geschnitten wird.
Diese ganze Sicht- und Vorgehensweise nimmt in Kauf, dass ich als Mensch in die natürlichen Abläufe wesentlich eingreife. In gewisser Weise haben Verjüngung und Erziehung von Obstgehölzen den Nachteil, dass sie unnatürlich sind.
Die meisten Obstgehölze tragen ihre Früchte an Trieben, die im Vorjahr gewachsen sind. Das lässt sich auch an meiner schwarzen Johannisbeere deutlich sehen. Der untere Trieb mit der helleren Borke ist frisch gewachsen und trägt noch keine Früchte, die werden dort ab dem Folgejahr entstehen. Die älteren Triebe mit dem dunkleren Holz tragen bereits Früchte.
Das bedeutet: Je frischer ein Trieb, desto wertvoller ist er für die Zukunft. Je älter ein Trieb, desto eher wird er verzichtbar, also ein Fall für die Verjüngung, indem er abgeschnitten wird.
Bei starkwüchsigen Pflanzen mit viel frischem Austrieb lassen sich durch mutiges Schneiden viele bis alle früchtetragenden Triebe entfernen und nur die jungen Triebe ohne Früchte behalten. Um das Wachstum zu bremsen, schneide ich vorzugsweise im Sommer. Das raubt den betroffenen Pflanzen grüne Sonnensegel für die Fotosynthese nach der Erntezeit. Entsprechend weniger Energie steht diesen Pflanzen fürs vegetative Wachstum zu Verfügung.
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Bei weniger wuchsfreudigen Pflanzen – darunter auch wildere Arten wie Kornelkirschen oder Berberitzen – lasse ich Seitentriebe mit Blüten- und Fruchtansätzen eher länger stehen. Schließlich hat es ausreichend lange gedauert, bis diese Triebe überhaupt gewachsen sind. Um deren eh schon langsames Wachstum nicht unnötig zu bremsen, schneide ich sie vorzugsweise nicht im Sommer. So kann die Pflanze nach der Erntezeit mehr Energie sammeln, die im folgenden Frühjahr zum Austrieb zur Verfügung steht. Den Schnitt erledige ich bei diesen Pflanzen dann vorzugsweise kurz vorm Austrieb im Frühjahr.
Für die Verjüngung in der Spindel- und Buscherziehung versuche ich, jeweils einen individuellen Pflege- und Schneiderhythmus zu finden für die Wachstumsgewohnheiten des einzelnen Lebewesens. Wenn ich die Pflanze gut genug kennen gelernt habe, schwenke ich im besten Fall früher oder später auf einen nachhaltigen Pflege- und Schneiderhythmus ein.
Ich hoffe, du findest in diesen ausnahmsweise eher theoretischen Überlegungen die eine oder andere Anregung für dein eigenes Tun und Lassen. Über deine Erfahrungen, Hinweise und Korrekturen würde ich mich freuen.
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Hallo,
(Ich habe dies über Google Translate aus dem Englischen übersetzt, daher können viele Fehler enthalten sein, für die ich mich entschuldige)
Vielen Dank für Ihre Informationen zum Spindelanbau!
Ich lebe in Dänemark, komme aber ursprünglich aus Alaska (meine Entschuldigung dafür, dass ich kein Deutsch spreche, wie es die meisten Dänen tun)
Ich konnte lesen, was Sie geschrieben haben, indem ich es in Chrome ansah, was eine Übersetzung lieferte. Ich habe mir Ihr sehr gutes Video angesehen, konnte aber natürlich nicht alles verstehen.
Ich hoffe ihr könnt meine Fragen beantworten.
Ich habe alles gelesen, was ich über die Wuchsform der Schwarzen Johannisbeere finden kann, mit der Absicht, sie in einer Spindel zu züchten. Rote und weiße Johannisbeere, Stachelbeere und Jostabeere – kein Problem, ich finde die Infos. Aber überall heißt es, es sei mit der Schwarzen Johannisbeere nicht möglich oder zumindest nicht ratsam, weil sie ganz anders fruchtet – nur an jungem Holz und man muss den Mitteltrieb zu oft gegen einen neuen auswechseln – alle drei Jahre. Nachdem ich ein Video von einer Spindel mit schwarzer Strömung von Lubera gesehen hatte, begann ich, die Informationen auf Deutsch zu durchsuchen und fand Ihre Informationen.
Meine Fragen:
Wie viele Jahre hat/trägt dieselbe Pflanze Früchte?
Mussten Sie alle drei Jahre einen neuen zentralen Stamm erstellen?
Wirken die neu gewachsenen Seitentriebe jedes Jahr als neues Obst produzierendes Holz? Wenn ja, wie unterscheidet sich dies von roten oder weißen Strömen und warum wird gesagt, dass das Schwarze sehr unterschiedlich ist?
Ganz liebe Grüße,
Maggie
Hallo Maggie (english version below),
meine entscheidende Erfahrung ist, jede Pflanze als Individuum zu verstehen. Sorteninformationen finde ich hilfreich und wichtig, aber nachrangig gegenüber der Empirie im Einzelfall. Bei meiner schwarzen Johannisbeere musste ich die Erfahrung machen, dass starkes Verjüngen den Ertrag zu sehr gesenkt hat. Zum Teil hat sie am einjährigen Holz keine Früchte getragen. Der Stamm der schwarzen Johannisbeere ist 2022 abgestorben. Nach meiner Beobachtung lag das aber an Botrytis cinerea und hat aus meiner Sicht nichts mit der Sorte oder der Erziehungsform zu tun.
my crucial experience is to understand each plant as an individual. I find variety information helpful and important, but secondary to empiricism in individual cases. With my black currant plant I had to make the experience that strong rejuvenation reduced the output too much. In part, it did not produce fruit on the one-year-old sprouts. The trunk of the black currant plant died in 2022. According to my observation, however, this was due to botrytis cinerea and, in my view, has nothing to do with the variety or the method of cultivation.
Liebe Grüße, Sebastian